
Kabinettsbeschluss Reisewarnung ab 15. Juni aufgehoben
Stand: 03.06.2020 11:34 Uhr
Das Bundeskabinett hat beschlossen, die weltweite Reisewarnung ab dem 15. Juni für die meisten europäischen Staaten aufzuheben. Dies bedeutet aber nicht, dass dann Touristen automatisch dorthin reisen dürfen.
Die wegen der Corona-Pandemie geltende Reisewarnung wird ab dem 15. Juni wieder aufgehoben. Das beschloss das Bundeskabinett für alle EU-Staaten sowie für Großbritannien, die Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein, wie Außenminister Heiko Maas (SPD) anschließend mitteilte. Für diese Länder werde die Reisewarnung durch Reisehinweise ersetzt. Diese würden für alle betroffenen Staaten bei Bedarf jeweils tagesaktuell überarbeitet.
Bundesregierung beschließt Aufhebung der Reisewarnung
tagesschau 20:00 Uhr, 03.06.2020, Volker Schwenck, ARD Berlin
Allerdings bedeutet die Aufhebung der Reisewarnung nicht automatisch, dass dann touristische Reisen in die genannten Länder in allen Fällen wieder möglich sind. Voraussetzung dafür ist, dass es keine Einreiseverbote und großflächigen Ausgangssperren mehr gibt. Nach jetzigem Stand betrifft dies noch Norwegen und Spanien. In Spanien werde derzeit darüber beraten, touristische Einreisen wieder ab dem 21. Juni zu ermöglichen, so Maas. Die norwegische Regierung erwägt, das bestehende Einreiseverbot bis zum 20. August aufrecht zu erhalten. Am Freitag gab die Regierung in Oslo allerdings bekannt, dass zumindest Dänen ab dem 15. Juni einreisen können.
Außenminister Maas betonte: "Reisehinweise sind keine Reiseeinladungen." Vielmehr könnten diese auch zum Inhalt haben, dass von Reisen weiterhin abgeraten werde. Dies werde beispielsweise für Großbritannien gelten, da dort auch über den 15. Juni hinaus für Einreisende eine 14-tägige Quarantäneregelung gelten solle.
Reisewarnung für Nicht-EU-Staaten gilt weiter
Die Reisewarnung für Staaten außerhalb Europas bleibt zunächst gültig. Die Bundesregierung werde abwarten, ob die EU-Kommission in dieser Woche die Einreisebeschränkung nach Europa verlängere, sagte Maas. Gegebenenfalls werde sich das Bundeskabinett dann in der kommenden Woche erneut mit dem Thema befassen.
Keine neue Rückholaktion
Es müsse auf jeden Fall vermieden werden, dass eine Wiederaufnahme des Tourismus zu einer zweiten Infektionswelle führe, betonte Maas weiter. Auch werde es auf keinen Fall eine neue Rückholaktion geben, wenn Touristen aufgrund von Änderungen der Infektionslage im Ausland festsitzen sollten.
Bei problematischer Infektionsentwicklung in einem bestimmten Land will sich die Bundesregierung vorbehalten, die Reisewarnung wieder auszusprechen, beispielsweise wenn die Zahl der Neuinfektionen wieder drastisch steigt. Dabei will sie sich an der für Deutschland geltenden Obergrenze von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen orientieren.
Das gilt auch für den Fall, wenn einzelne Staaten die erforderlichen Maßnahmen zum Infektionsschutz im Tourismusbetrieb nicht ausreichend ergreifen. Grundlage werden dabei die von der EU-Kommission entworfenen Richtlinien sein.
Reiseverband erleichtert
Der Deutsche Reiseverband (DRV) begrüßte den Kabinettsbeschluss. "Das ist ein richtiger und ganz wichtiger Schritt für die Reisenden und natürlich die Reisewirtschaft mit ihren Hunderttausenden Beschäftigten", erklärte DRV-Präsident Norbert Fiebig. Damit gebe es jetzt wieder ein Stück Planungssicherheit "und der Motor für die Wiederaufnahme des Reisens kann anlaufen".
In einem weiteren Schritt gelte es nun, auch Reiseziele außerhalb Europas zu betrachten, forderte Fiebig. "Auch dort sollte der Maßstab gelten, wie gut die einzelnen Länder die Pandemie im Griff haben, wie hoch die Infektionszahlen sind und wie gut das Gesundheitssystem dort aufgestellt ist."
Praxistest: Reisen in Bus, Flugzeug und Co.
tagesthemen 22:15 Uhr, 03.06.2020, J. Barlitz/J. Schaumann/S. Tschaschel,HR
Österreich freut sich auf die Deutschen
Österreichs Tourismusministerin Elisabeth Köstinger sieht ihr Land gut vorbereitet auf deutsche Urlauber. "Die deutschen Gäste machen durchaus einen Großteil vor allem im Sommertourismus in Österreich aus. Dementsprechend freuen wir uns natürlich, dass Grenzen wieder öffnen können ab 15. Juni und wir auch wieder unsere deutschen Freunde begrüßen können", sagte Köstinger am Mittwochmorgen im Bayerischen Rundfunk.
Touristen dürfen wieder nach Italien
Nach dreimonatiger Abschottung wegen der Corona-Pandemie öffnet auch Italien wieder seine Grenzen für Urlauber - in der Hoffnung, die Sommer-Reisesaison noch zu retten. Die Reisefreiheit gilt für Menschen aus den anderen 26 EU-Ländern sowie weiteren Staaten wie Großbritannien, Norwegen und der Schweiz. Eine zweiwöchige Quarantäne für Einreisende aus Europa entfällt. Auch die Italiener dürfen sich jetzt wieder landesweit frei bewegen und in andere Regionen reisen.
Allerdings bestehen Zweifel, ob das Land, das sich noch von den Folgen der Corona-Pandemie erholt und täglich Dutzende Neuinfektionen meldet, derzeit ein attraktives Reiseziel ist. Zunächst werden nur die Flughäfen in Rom, Mailand und Neapel für internationale Flüge geöffnet. Auch der Hotelbetrieb läuft erst allmählich wieder an. Am Montag waren laut "Corriere della Sera" erst 40 der 1200 Hotels in Rom geöffnet.
Italien ist mit mehr als 33.500 Toten eines der am schlimmsten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder weltweit. Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, hatte die italienische Regierung Anfang März eine Ausgangssperre und andere strikte Beschränkungen erlassen, die Anfang Mai schrittweise wieder gelockert wurden.
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