
"Welt am Sonntag"-Bericht Neue "NSU 2.0"-Drohschreiben aufgetaucht
Stand: 19.07.2020 13:36 Uhr
Erneut sind mehreren Prominenten Drohschreiben zugegangen, die mit "NSU 2.0" unterzeichnet waren. Wie die "Welt am Sonntag" berichtet, wird darin auch der Journalist Yücel erwähnt.
Ein anonymer Verfasser hat erneut ein mit "NSU 2.0" unterzeichnetes, rechtsextremes Drohschreiben verschickt. Die Person habe am Freitag mindestens zwei E-Mails mit identischem Inhalt an insgesamt 15 Adressaten gesandt, berichtete die "Welt am Sonntag". Zu den Empfängern sollen demnach neben Hessens Innenminister Peter Beuth auch die Linken-Politikerin Janine Wissler und die Kabarettistin Idil Baydar gehören, die schon früher Drohschreiben erhalten hatten.
Neue rechtsextreme Drohmails verschickt
tagesschau24 09:00 Uhr, 19.07.2020
Wie die Zeitung berichtete, tauchte in dem ihr vorliegenden Schreiben auch erstmals der Name des "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel auf. Angaben zum Kontext machte sie nicht. "Ich finde es verstörend, dass ich erst durch die Recherchen meiner 'Welt'-Kollegen von diesem Drohschreiben erfahren habe", wird Yücel dazu von seinen Kollegen zitiert. Weder die Polizei in Hessen noch in Berlin, wo Yücel lebt, hätte sich bislang mit ihm in Verbindung gesetzt.
LKA Hessen für Verständigung Bedrohter zuständig
Ein Sprecher des hessischen Innenministeriums in Wiesbaden sagte, bei solchen Drohmails entscheide die zuständige Staatsanwaltschaft, was der Öffentlichkeit mitgeteilt werden könne. Bedrohte Bürger, die überwiegend in Hessen lebten, würden vom Landeskriminalamt des Bundeslandes kontaktiert. Dieses bewerte die Bedrohung und treffe "die entsprechenden Schutzmaßnahmen".
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main war für eine Stellungnahme bislang nicht zu erreichen.
Derzeit ermitteln deutsche Justizbehörden in mehreren Städten wegen rechtsextremer Schreiben, in denen prominente Persönlichkeiten bedroht werden. Die Briefe und Mails sind den Angaben zufolge mit "NSU 2.0" unterzeichnet.
In drei Fällen waren zuvor persönliche Daten der Betroffenen von hessischen Polizeicomputern abgefragt worden.
"FAS": Weitere Fälle von Drohungen nach Datenabfrage
Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtete, dass neben den bislang bekannten Fällen auch zwei weitere Frauen Ziel von Drohschreiben gewesen seien. Eine Berliner Kolumnistin sowie eine Strafverteidigerin aus München hätten der Zeitung gesagt, die hessische Polizei habe sie im vergangenen Jahr informiert, dass Briefe abgefangen worden seien, die derselben Quelle zugerechnet würden. Beide Frauen wollten zu ihrem Schutz anonym bleiben.
Hessens Landesinnenminister Beuth hat einen Sonderermittler eingesetzt, um rechtsextremen Umtrieben und Strukturen in der Landespolizei auf den Grund zu gehen.
Generalbundesanwalt soll ermitteln
Der FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle forderte in der der "Welt", dass der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernehmen solle, "um dem Staatsschutz-Charakter der Vorfälle Rechnung zu tragen". Er begründete weiter: "Die Bedrohungen zeigen, dass es dem Täter darum geht, Personen mit wichtigen Funktionen in unserer pluralistischen Gesellschaft einzuschüchtern."
Video
Aus dem Archiv
Weitere Meldungen aus dem Archiv vom 18.07.2020
- Alle Meldungen vom 18.07.2020 zeigen