
Ostermessen in Corona-Zeiten Zwischen Angst und Lichtblick
Stand: 12.04.2020 11:25 Uhr
In diesjährigen Ostermessen spiegeln sich die Ängste wegen der Corona-Pandemie deutlich wider. Kirchenvertreter versuchen aber auch, Hoffnung zu schenken und sogar Positives aus der Krise zu ziehen.
Konfessionsübergreifend haben die Kirchen die Feierlichkeiten rund um die Ostertage genutzt, um in der Corona-Krise Mut zu machen, aber auch zur Besonnenheit zu mahnen.
In seiner Predigt im Limburger Dom hoffte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, darauf, dass sich die jetzige Zeit sogar zu einem "Glücksfall der Geschichte" entwickeln könne:
"Hoffentlich lehrt uns diese Krise, wie sehr wir aufeinander angewiesen sind. Niemand, kein Volk, kein Land, keine Wirtschaft ist eine Insel. Alles hängt mit allem zusammen."
So schlimm die Pandemie auch sei, habe sie auch Gutes hervorgebracht, betonte Bätzing: Freundlichkeit und Humor - das gelte es "unbedingt zu bewahren". "Wir haben es in der Hand, ob wir diese geschenkte Nähe festigen und zusammenrücken oder wieder auseinanderdriften."
Krise darf "Gräben und Ungerechtigkeit" nicht vertiefen
Doch natürlich schüre die Pandemie auch Ängste, betonte Kardinal Rainer Maria Woelki in Köln.
Und Kardinal und frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, warnte in seiner Predigt vor einem "Auseinanderdriften der Welt". Die Krise "darf nicht dazu führen, dass die Ungleichheiten und Gräben, die Ungerechtigkeiten und Spannungen in unseren Ländern und global größer werden."
Bedford-Strohm verteidigt Gottesdienstverbot
Aufgrund des Coronavirus und den Einschränkungen, um dessen Ausbreitung zu verhindern, finden die Osterfeierlichkeiten in diesem Jahr in wesentlich kleinerem und eingeschränktem Rahmen statt. Gottesdienste sind untersagt, viele Familien müssen auf Besuche bei Verwandten, Angehörigen oder Freunden verzichten.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, stellte sich in seiner Ansprache hinter die geltenden Auflagen. Seine Rede wurde in München aufgezeichnet und per Video im Berliner Dom eingespielt. Der Ostergottesdienst im Berliner Dom wurde wegen der Kontaktbeschränkungen live im Internet übertragen.
Der "Ostergruß per Handschlag oder einer herzlichen Umarmung, ist zum Feind des Lebens geworden", warnte Bedford-Strohm:
"Wir sehnen uns danach, dass die Sorge um die zerstörerische Wirkung des Virus, die bis zur Lähmung fast des gesamten öffentlichen Lebens geführt hat, endlich keinen Grund mehr hat."
Gerade in diesen Zeiten sei gegenseitiger Beistand wichtig, "indem wir aufeinander achten, indem wir mit anderen zusammen ihr Leiden aushalten, indem wir denen helfen, deren materielle Existenz wegzubrechen droht, indem wir Menschen aus Flüchtlingslagern endlich herausholen, in denen eine humanitäre Katastrophe droht, indem wir weltweite Solidarität mit den Ärmsten und Verletzlichsten zeigen."
"Eine Zeit der Reflexion"
Die Botschaft, die Kirchenvertreter anlässlich des Osterfestes verbreiten, ähnelt sich weltweit. Auch in Neuseeland versuchten katholische Bischöfe in einem Hirtenbrief, den sie an Kirchenmitglieder verschickten, den Blick auch auf die positiven Aspekte durch die Einschränkungen zu lenken. "Die Welt ist ruhiger geworden und wir nehmen die Schönheit der Natur wahr", hieß es in dem Schreiben. "Diese Zeit hat sich als Zeit der Reflexion entpuppt, die uns erlaubt, einen neuen Fokus auf uns zu setzen, oder uns und wie wir leben auf den Prüfstand zu stellen."
Ostermesse im fast leeren Petersdom: Übertragung in Internet und Fernsehen
tagesschau 12:20 Uhr, 12.04.2020, Ellen Trapp, ARD Rom
Auch Pierbattista Pizzaballa, der höchste katholische Würdenträger im Heiligen Land, betonte, die Krise führe den Menschen das Fehlen von Selbstverständlichem vor Augen:
"Eingeschlossen in unseren Häusern und eingeschränkt in unserer Bewegung, haben wir verstanden, wie wichtig diese Dinge sind, die uns verweigert werden: Bewegungsfreiheit, Schule, Arbeit, Teilnahme am Gruppenleben, Zeit mit Freunden und so weiter."
In Jerusalem wurde die Ostermesse nur im kleinsten Kreis von religiösen Würdenträgern in der Grabeskirche abgehalten. Die israelische Regierung hat landesweit die vorübergehende Schließung der Gotteshäuser angeordnet.
Heilige Messe ohne Pilger
Auch in Rom gestalten sich die traditionellen Osterfeiern durch die Corona-Krise anders: Wie bereits die Messe zum Gründonnerstag und den Karfreitagsgottesdienst feierte Papst Franziskus die Osternacht im einem nahezu leeren Westarm des Petersdoms. Nur wenige Kirchenvertreter und Gläubige waren zugegen, die Feierlichkeiten fanden in verkürzter Form statt.
Die jetzige Zeit schüre Ängste bei den Menschen, sagte Franziskus, doch viele gäben die Liebe nicht auf und säten mit kleinen Gesten "Keime der Hoffnung. Ebenso wie die Osternacht wird auch die Heilige Messe am heutigen Ostersonntag für Gläubige weltweit im Internet übertragen. Nach der Messe wird der Papst den Segen " "Urbi et orbi" ("der Stadt und dem Erdkreis") erteilen.
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