Kommentar
CDU-Vorsitz Es geht nur mit klarer Ansage
Stand: 11.02.2020 22:49 Uhr
Die Entscheidung, Parteivorsitz und Kanzlerschaft zu trennen, hat die CDU tief verunsichert. Der neue CDU-Chef muss von Anfang an den Ton angeben und darf keinen Konflikt scheuen.
Ein Kommentar von Michael Stempfle, ARD-Hauptstadtstudio
Egal, wer neuer CDU-Chef wird: Für Angela Merkel wird alles anders. Vor allem bekommt sie mehr Gegenwind. Dass es ein Mann wird, scheint sicher. Und der wird sich von ihr nicht platt machen lassen: Nicht von ihrer Autorität, nicht von ihrem internationalen Renommee - so wie zuvor Kramp-Karrenbauer.
AKKs Bemühen, die Konservativen in der CDU wieder mehr einzubinden, hatte Merkel bewusst nicht unterstützt. Eine Diskussion, wie konservativ die Union eigentlich noch sein will, hat Merkel lieber unterdrückt - ein Fehler. Die Folge: Die Partei ist heute völlig verunsichert. Für AKKs Nachfolger wird also gelten: Er muss den Ton angeben. Auch auf die Gefahr hin, dass es künftig knallt. Und natürlich wird die CDU nicht bis Jahresende warten, um einen neuen Vorsitzenden zu wählen.
Michael Stempfle, SWR, kommentiert die Situation der CDU
tagesthemen 22:15 Uhr, 11.02.2020
Genau das macht es ja so heikel. Deutschland übernimmt ab Juli die EU-Ratspräsidentschaft. Und da geht es bekanntlich um gigantische Projekte wie die EU-Flüchtlingspolitik. Was also, wenn Friedrich Merz der Sprung an die Parteispitze gelingt? Genau. Dann zerbricht die Regierung. Und das während der Ratspräsidentschaft? Lieber Herr Merz: Lassen Sie’s doch einfach mal gut sein.
Armin Laschet und Merkel, während der Ratspräsidentschaft? Das wiederum wäre denkbar, hat aber einen Haken: Laschet wäre politisch gesehen kein Neuanfang, sondern ein weiter so. Bleibt Spahn - der Mann, der als Gesundheitsminister einen guten Job macht. Der keine heiklen Diskussionen, keine konservativen Positionen scheut. Und der seinen Aufstieg nicht wegen, sondern trotz Merkel geschafft hat.
Doch wären etwa die stramm Konservativen bereit für einen schwulen Partei-Chef? Wieder so eine Diskussion, die noch nicht geführt wurde. Für Merkel wird in der letzten Etappe ihrer Amtszeit noch mal alles anders. Ihre Zukunft nach Ende der EU-Ratspräsidentschaft, zum Jahreswechsel – völlig offen.
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