Kommentar
CDU nach Parteitag Jetzt Inhalte statt Taktieren
Stand: 17.01.2021 03:03 Uhr
Es war eine gelungene Digitalpremiere des CDU-Parteitags - aber die taktischen Spielchen seien nicht hilfreich gewesen. Jetzt müsse sich die Partei um Inhalte kümmern. Dabei komme es auch auf Merz an.
Ein Kommentar von Kristin Schwietzer, ARD-Hauptstadtstudio
Armin Laschet hat sich durchgesetzt. Das war auch eine Richtungsentscheidung. Laschet wird die Politik von Angela Merkel weiterführen. Eine Politik der Mitte. Das wird es der Konkurrenz von SPD und Grünen im Superwahljahr schwerer machen.
Aber Laschet braucht auch die eigenen Leute, auch die Enttäuschten aus dem Lager von Friedrich Merz. Da waren die taktischen Spielchen vor dem ersten Wahlgang nicht gerade hilfreich. Da wirbt Jens Spahn nochmal für das eigene Team, und das Merz-Lager ist auf der Zinne. Das hätte man sich gut verkneifen können, den Ärger brauchte die CDU wirklich nicht. Denn mit diesem Parteitag muss sich die Partei nicht verstecken.
Das war eine gelungene Digitalpremiere. Und ebenso hätte Laschet auf diese Schützenhilfe von Spahn verzichten können. Denn Laschet hat eine gute, eine sehr persönliche Rede gehalten. Dagegen sah die Konkurrenz blass aus. Das war klug, unaufgeregt und emotional.
Die Meinung von Kristin Schwietzer, MDR, zum neuen CDU-Vorsitz
tagesthemen 22:00 Uhr, 16.01.2021
Inhalte statt Personaldebatten
Und jetzt sollte man aufhören zu taktieren und dem Wähler ein echtes Angebot machen: Inhalte statt Personaldebatten. Aus den Worthülsen in den Townhalls sollte ein Programm werden. Da kann das Team Laschet gern auf das schauen, was Annegret Kramp-Karrenbauer angeschoben hat: einen echten Reformprozess. Der sollte jetzt nicht auf der Strecke bleiben.
Das ist die Aufgabe, die vor Laschet liegt. Das erfordert aber auch von der Gegenseite die Bereitschaft, die Wahl wirklich zu akzeptieren. Merz sollte seinen Anhängern einen Gefallen tun und nicht beleidigt in der Versenkung verschwinden, sondern sich einbinden lassen. Vielleicht nicht gerade als Wirtschaftsminister im Kabinett Merkel, bestimmt findet sich noch eine andere wichtige Aufgabe.
Da warten also einige Baustellen auf den neuen CDU-Chef. Laschet muss die Ostverbände mitnehmen, auch da hatte Merz viele Anhänger. Viel Zeit bleibt nicht. In acht Wochen sind die ersten Landtagswahlen. Dann will die Union entscheiden, wer ihr Kanzlerkandidat wird. Laschet hat das für sich nicht ausgeschlossen. Doch jetzt muss er erstmal zeigen, dass die CDU ihm als Parteivorsitzendem folgt.
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