Kommentar
Bürgerkrieg in Libyen "Deutschland darf sich nicht wegducken"
Stand: 19.01.2020 23:12 Uhr
Mit der Einigung, wie in Libyen auf einen Frieden hingearbeitet werden soll, hat Deutschland einen wichtigen Schritt mit auf den Weg gebracht. Nun kommt es darauf an, dass die Kanzlerin alte Fehler nicht wiederholt.
Ein Kommentar von Volker Schwenck, ARD-Hauptstadtstudio
Die Kanzlerin hat es geschafft, dass in Libyen vielleicht bald zumindest die Waffen schweigen. Chapeau. Dass zehn Staaten, die im Hintergrund die Strippen ziehen und mit Geld, Waffen oder Söldnern das Töten in Libyen am Laufen halten, heute sagen: Damit hören wir auf - das hätten vor Kurzem wenige für möglich gehalten.
2011 hielt sich Deutschland aus Militäraktion raus
Die Kanzlerin und Libyen - das ist eine lange Geschichte. 2011 beschloss Angela Merkel, sich einer internationalen Militäraktion gegen Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi nicht anzuschließen. Wir saßen damals in Benghasi, mit vielen anderen Journalisten, und sahen Gaddafis Panzer immer näher kommen.
Es waren französische, britische und amerikanische Kampfflugzeuge, die Gaddafi damals kampfunfähig machten und schließlich stürzten. Den Aufständischen in Benghasi war 2011 nur schwer zu erklären, warum Deutschland sich weggeduckt hat.
Dass Libyen danach im Chaos versank, lag übrigens nicht an der Militärmission. Der Fehler war, dass die westliche Allianz die bestehende Ordnung zerstörte und Libyen dann vergaß.
Volker Schwenck, SWR, kommentiert die Ergebnisse der Libyen-Konferenz
tagesthemen 22:45 Uhr, 19.01.2020
Auch die Bundeswehr ist gefragt
Jetzt sollen also keine neuen Waffen, keine neuen Söldner mehr nach Libyen kommen. Das muss jemand kontrollieren. Aus der Waffenruhe soll dann ein echter Waffenstillstand werden. Und so einen Waffenstillstand muss auch jemand überwachen - mit Soldaten und militärischem Material. Wieder eine internationale Mission, aber diesmal bitte mit der Bundeswehr.
Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer wäre bereit. Noch sei das der übernächste Schritt, sagt Merkel. Stimmt. Aber wenn es um diesen logischen übernächsten Schritt geht, sollte Deutschland so aktiv bleiben wie jetzt und sich nicht wegducken wie 2011. Um des Friedens in Libyen willen.
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