
Medizin-Nobelpreis an Virusforscher Vorreiter im Kampf gegen Hepatitis C
Stand: 05.10.2020 14:54 Uhr
Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr an drei Forscher, die das Hepatitis-C-Virus entdeckt haben. Dank ihnen ist Hepatitis C im Prinzip heilbar. Doch noch immer sterben Hunderttausende an der Krankheit.
Von Anja Braun, SWR-Wissenschaftsredaktion
In diesem Jahr teilen sich drei Forscher den Nobelpreis für Medizin. Harvey J. Alter, Michael Houghton und Charles M. Rice erhalten die hohe Auszeichnung für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus. Durch ihre Forschung konnten Millionen Menschen vor einer Erkrankung mit Hepatitis C bewahrt werden, so die Begründung des Nobelpreis-Komitees.
Allen drei Preisträgern sind ihre bahnbrechenden Entdeckungen in den USA gelungen: Harvey J. Alter und Charles M. Rice sind gebürtige US-Amerikaner, Michael Houghton ist gebürtiger Brite, hat aber vor allem in Kalifornien gearbeitet.
Mysteriöse Leberentzündungen nach Bluttransfusionen
Hepatitis C ist eine heimtückische Krankheit, weil die Betroffenen lange Zeit nichts von ihr bemerken, bis sie schließlich zu einer Leberentzündung und oft auch zu Leberkrebs führt. Seit den 1960er-Jahren war aufgefallen, dass Menschen nach einer Bluttransfusion auffällig oft schwere Leberleiden entwickelten. Für allein verantwortlich hielt man zunächst das Hepatitis-B-Virus, dessen Entdeckung 1976 mit dem Medizin-Nobelpreis gewürdigt wurde. Doch trotz der Entdeckung des Hepatitis-B-Virus kam es weiter zu mysteriösen Leberkrankheiten.
Virologen Rice, Alter und Houghton erhalten Nobelpreis für Medizin 2020
tagesschau 20:00 Uhr, 05.10.2020, Christian Stichler, ARD Stockholm
Nachweis in mehreren Schritten
Harvey J. Alter zeigte als Erster auf, dass ein weiteres Virus - also weder Hepatitis A noch Hepatitis B - der Auslöser für chronische Hepatitis sein muss. Michael Houghton verwendete ein neues molekular-biologisches Verfahren, um das Genom dieses Virus zu isolieren. Charles M. Rice lieferte schließlich den Beweis dafür, dass das Hepatitis-C-Virus allein für die von ihm ausgelöste Leberentzündung verantwortlich ist.
Seit sich Hepatitis C mit Bluttests nachweisen lässt, kommt es kaum noch zu Ansteckungen durch Bluttransfusionen. Zudem konnten nach der Entdeckung des Hepatitis-C-Virus wirksame antivirale Mittel entwickelt werden. Heute ist die Krankheit bei 95 Prozent der Patienten heilbar. Leider gibt es aber noch keine Impfung - impfen lassen kann man sich nur gegen Hepatitis A und B.
Hepatitis C bleibt ein globales Problem
Im Moment sterben immer noch rund 400.000 Menschen jährlich an Hepatitis C, weltweit gibt es mindestens 70 Millionen Virusträger. Das macht sie zu einem globalen Gesundheitsproblem in einem Ausmaß, das mit HIV-Infektionen und Tuberkulose vergleichbar ist.
Das größte Problem ist, die verfügbaren Medikamente auch Menschen in armen Ländern zugänglich zu machen. Es gibt hochwirksame Mittel gegen Hepatitis C, für viele Menschen sind sie aber unerschwinglich.
Medizin-Nobelpreis für Entdecker des Hepatitis-C-Virus
C. Schmiester, ARD Stockholm
05.10.2020 13:57 Uhr
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