
Corona-Fälle in Fleischfabrik Eltern und Lehrer wütend auf Tönnies
Stand: 18.06.2020 11:33 Uhr
Nach Corona-Infektionen im Schlachtbetrieb sind Schulen und Kitas im Kreis Gütersloh dicht. Bei Tönnies wird noch gearbeitet. Eltern haben vor dem Privathaus von Firmeninhaber Tönnies demonstriert.
Nach mehr als 650 neuen Corona-Infektionen beim Fleischverarbeiter Tönnies dürfen Schulen und Kitas im Kreis Gütersloh ab Donnerstag (18.06.2020) nur noch eine Notbetreuung anbieten. Bei Tönnies dagegen läuft die Produktion erst einmal weiter. Eltern haben ihrem Ärger darüber am Donnerstagmorgen vor dem Privathaus von Firmeninhaber Tönnies Luft gemacht.
Corona-Hotspot Gütersloh
18.06.2020
Betrieb bei Tönnies läuft weiter
Am Mittwochabend waren mehrere hundert Beschäftigte zur Spätschicht erschienen. Sie sollen das in den Kühlhäusern gelagerte Fleisch verarbeiten. Das geschehe in Absprache mit dem Gesundheitsamt, sagte ein Konzernsprecher. Dies könne zwei Tagen dauern, also bis einschließlich Freitag. Erst dann werde das Werk komplett geschlossen.
Schulen und Kitas ab Donnerstag zu
Die Schulen und Kitas im Kreis Gütersloh sind dagegen ab Donnerstag geschlossen. Eltern, Lehrer und Betreuer sind verärgert, viele Kinder enttäuscht. Schließlich hatte der reguläre Unterricht erst vor zwei Tagen, am vergangenen Montag, wieder begonnen. An der Grundschule Kattenstroth in Gütersloh lief das mit 140 Schülern fast reibungslos.
Zwei Tage später die Vollbremsung. "Das macht mich gerade für die Kinder sehr wütend. Sie haben versucht, sich an die Regeln zu halten. Und wir haben am Montag gesehen, wie toll das funktioniert", sagte Schulleiterin Heike Neef dem WDR.
Abschlussfeiern fallen aus
Eigentlich sollten die Viertklässler letzten Schultag vor den Ferien (26.06.2020) ihre Abschlussfeier haben. Jetzt wird die Schulleiterin persönlich gemeinsam mit den Klassenlehrerinnen alle 40 Abschluss-Kinder einzeln zuhause besuchen und sie verabschieden.
Nachricht kommt überraschend
Die Nachricht über die erneuten Schließungen kam am Mittwoch für viele Schulen und Kitas, als der Unterricht und die Betreuung vorbei waren - also zur Abholzeit. "Wir konnten es den Kindern gar nicht mehr richtig erklären", sagte Marina Pielsticker, Leiterin einer Kindertagesstätte in Borgholzhausen, der dpa.
"Den Kindern schwer zu erklären"
"Mit einigen Eltern konnte ich wenigstens noch über den Zaun hinweg sprechen." Sie wisse noch nicht, wie es die nächsten Tage weitergehe. "Endlich hatten wir mal wieder Kinderlachen in den Räumen und nun ist alles wieder zu", sagte Pielsticker weiter. "Es ist hart, das den Kindern zu erklären."
"Für Psyche der Kinder nicht gut"
In der Kita Heilige Familie in Gütersloh versuchte Leiterin Bianca Kleinhans, den Stop mit Fassung zu tragen. Aber sie ist überzeugt: Das ständige Hin und Her ist für die Psyche kleiner Kinder überhaupt nicht gut. "Kinder können es überhaupt nicht verstehen. Es ist keine Kontinuität drin. Das bringt Unsicherheit in der Entwicklung. Da bricht Halt weg."
Eltern und Erzieher riefen am Abend dazu auf, sich am Donnerstag in der Nähe des Tönnies-Werks zu treffen, um "Familien sichtbar" zu machen.
Adenauer: besser als ein Lockdown
Landrat Sven-Georg Adenauer hatte am Nachmittag betont, dass er verärgerte Eltern verstehen könne. Aber es sei ein gutes Mittel um die Ausbreitung zu verhindern. "Dies ist besser als ein Lockdown für den Kreis Gütersloh."
Merkel lobt Kreis Gütersloh
Bundeskanzlerin Merkel lobte am Abend das Vorgehen: "(...) Deshalb begrüße ich es sehr, dass wenn zum Beispiel so wie heute im Landkreis Gütersloh ein solches gehäuftes Infektionsgeschehen auftritt, dass dann auch sofort Maßnahmen ergriffen werden und zum Beispiel die Schulen geschlossen werden."
Quelle: wdr.de
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