
Beraterverträge bei der Bahn Kein Geld mehr für Ex-Kollegen
Stand: 19.09.2019 09:45 Uhr
Die Bahn will zukünftig keine Beraterverträge mehr mit ihren Ex-Managern oder Politikern abschließen. Das beschloss der Aufsichtsrat. Auch für ihre klaffende Finanzlücke hat die Bahn eine Idee.
In der Affäre um hochdotierte Beraterverträge zieht die Deutsche Bahn Konsequenzen: In Zukunft sollen weder Ex-Manager des Konzerns noch "Personen mit politisch exponierter Stellung" entsprechende Verträge bekommen. Dies beschloss der Aufsichtsrat auf seiner Sitzung in Berlin. "Für uns steht fest: Die Praxis der Vergangenheit wird abgestellt", erklärte Aufsichtsratschef Michael Odenwald.
Bahn fordert Geld zurück
Die Bahn hatte seit Anfang Juni auffällige Beraterverträge untersucht, die ehemalige Topmanager des Konzerns in den Jahren von 2010 bis 2018 ohne Beteiligung des Aufsichtsrates erhalten hatten. In einem Fall machte das Gremium den Weg für Rückforderungen von Honoraren von einem Ex-Vorstand einer Tochtergesellschaft frei. Er soll für den mit über 300.000 Euro dotierten Vertrag keine entsprechende Leistungen geliefert haben.
Die Untersuchung der Affäre hatte sich vor allem auf Verträge mit Ex-Vorstand Ulrich Homburg konzentriert.
Finanzlücke soll geschlossen werden
Der Bahn-Aufsichtsrat beschäftigte sich außerdem mit der milliardenschweren Finanzlücke des Konzerns, hieß es aus Teilnehmerkreisen. Diese soll nun teilweise mit sogenannten Hybrid-Anleihen über zwei Milliarden Euro geschlossen werden. Die Anleihen werden formal nicht auf die Verschuldung sondern auf das Eigenkapital angerechnet. Da die Bahn ihre vom Bundestag vorgegebene Verschuldungsgrenze von 20,4 Milliarden Euro praktisch erreicht hat, wird diese so offiziell nicht überschritten. Faktisch sind aber auch diese Anleihen Schulden, für die zudem höhere Zinsen fällig sind als für normale Kredite.
Nahverkehrstochter soll verkauft werden
Den Rest der Finanzlücke von insgesamt gut fünf Milliarden Euro will die Bahn über den Verkauf oder Börsengang der Nahverkehrstochter Arriva schließen. In Kreisen des Aufsichtsrat hieß es, voraussichtlich im November werde das Gremium in einer Sondersitzung darüber entscheiden.
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