
Arbeitgeber und Gewerkschaften Schulterschluss im Kampf gegen Corona
Stand: 14.03.2020 02:05 Uhr
Angesichts der "einzigartigen" Corona-Krise haben sich Gewerkschaften und Arbeitgeber nach einem Treffen im Kanzleramt in ungewohnter Einheit gezeigt. Es gab viel Lob für das Maßnahmenpaket der Bundesregierung.
Von Lothar Lenz, ARD-Hauptstadtstudio
So viel Einigkeit war lange nicht mehr zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern. Rundweg zufrieden zeigten sich die Spitzenvertreter beider Seiten mit dem, was der Bundestag beschlossen und die Bundesregierung angekündigt hat zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise. Also den erleichterten Zugang zur Kurzarbeit, die unbegrenzten Kredithilfen für Unternehmen und die Möglichkeit, anstehende Steuerzahlungen aufzuschieben, damit Betriebe liquide bleiben.
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"Die Kurzarbeitsregelung ist der wichtigste Teil des Maßnahmenpakets, weil es einfach wichtig ist, in der jetzigen Situation Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht freisetzen zu müssen, nur weil man temporär Unterbeschäftigung hat." So sagte es Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbands der Industrie (BDI). Seit Tagen fordern Branchenverbände Staatshilfen, zuletzt Lufthansachef Carsten Spohr in einer Videobotschaft an alle Mitarbeiter. Die Fluglinie hat massive Einnahmeverluste durch das Einreiseverbot für Schengen-Bürger in die USA.
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Nicht nur auf Großunternehmen schauen
Aber man dürfe nicht nur auf die Großunternehmen schauen, sagte Industriepräsident Kempf. In Not geraten könne auch der Mittelstand und das kleine Familienunternehmen. "Denken Sie an Messe, Messebau, Gastronomie, Hotellerie, die sehr unmittelbar darunter leiden, dass einfach eben Kunden ausbleiben." Andererseits habe man in vielen Industriebereichen eher das Problem von Wertschöpfungsketten, die im Moment nicht bedient werden - "da könnten wir durchaus noch die Hoffnung haben, dass wir dies im zweiten Halbjahr aufholen können."
Auch die zugesagten Finanzhilfen für Betriebe lobte der BDI-Präsident. Natürlich könne man sich immer mehr wünschen - wichtig aber sei vor allem, dass die Bundesregierung handele.
Schulterschluss wegen gemeinsamer Verantwortung
Im verbalen Schulterschluss mit den Arbeitgebern übte sich Reiner Hoffmann, der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Die unterschiedlichen Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern spielten jetzt nicht die große Rolle - sondern die gemeinsame Verantwortung, dass es weiterlaufe in der Wirtschaft: "Die Sorge ist, dass Menschen jetzt in einer solchen Situation Angst vor Arbeitsplatzverlust haben. Dem müssen wir entschieden begegnen und zeigen, dass wir auch in einer solchen Krisensituation handlungsfähig sind, ihnen Sicherheit geben können."
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Auch der DGB-Chef begrüßte die Beschlüsse der Bundesregierung - und erinnerte auch an die Betroffenen, die prekär beschäftigt sind, als Ein-Personen-Unternehmen wirtschaften oder Angehörige der freien Berufe sind: "Hier müssen wir über spezifische Maßnahmen nachdenken, weil sie zum Teil eben nicht von den jetzt beschlossenen Hilfsmaßnahmen erreicht werden. Auch diese Menschen dürfen wir nicht im Regen stehen lassen - da müssen Überbrückungsmaßnahmen geschaffen werden."
So zum Beispiel durch langfristige, zinslose Kredite, mit denen sich ein Auftragsloch ausgleichen lasse. Die Bundeskanzlerin betonte bei dem Treffen, für die angekündigten Hilfsprogramme des Bundes sei "genug Geld da". Die Koalition habe so vernünftig gewirtschaftet, dass die finanziellen Reserven für diese, so wörtlich, "einzigartige Krise" nun ausreichten.
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