Plus von fast vier Prozent Beste Börsenwoche seit drei Monaten
Stand: 05.02.2021 22:30 Uhr
Impfstoffe, nahende Konjunkturhilfen und Firmengewinne - das ist derzeit der Erfolgscocktail an den Börsen. Die Wall Street krönte am Freitag eine starke Woche mit neuen Rekordhochs. Nur der DAX kam nicht ganz mit.
Der Februar hat vielversprechend begonnen. Seit Monatsbeginn geht es an den Börsen kontinuierlich nach oben. Die Wall Street erlebte am Freitag ihren fünften Gewinntag in Folge. Der S&P 500 und die Tech-Börse Nasdaq kletterten am Freitag auf neue Allzeithochs. Der Dow Jones zog um 0,3 Prozent an und lag zeitweise nur noch rund 20 Zähler unter seiner im Januar erreichten Bestmarke. Insgesamt summierte sich das Plus in der abgelaufenen Börsenwoche auf stolze 3,9 Prozent.
Chancen auf amerikanisches Corona-Hilfspaket steigen
Der neueste Arbeitsmarktbericht aus den USA fiel zwar auf den ersten Blick etwas ernüchternd aus, hatte aber auch etwas Positives. Er nährte die Spekulationen, dass die von Präsident Joe Biden in Aussicht gestellten milliardenschweren Corona-Hilfen nun rasch verabschiedet werden. Seit Tagen verhandeln Demokraten und Republikaner über ein gigantisches Konjunkturpaket.
Nur 49.000 neue Jobs in den USA
Im Januar wurden "nur" 49.000 neue Stellen in der US-Wirtschaft geschaffen. Ökonomen hatten einen Tick mehr erwartet. "Die gute Nachricht ist, dass der US-Arbeitsmarkt wieder wächst. Die schlechte Nachricht ist, dass er sehr langsam wächst", sagte Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Zudem wurden die Job-Zahlen für den Vormonat revidiert. Im Dezember wurden 227.000 Stellen abgebaut. Ursprünglich war nur ein Verlust von 140.000 Jobs mitgeteilt worden.
DAX-Höhenflug gestoppt
Die US-Jobdaten bremsten die viertägige Rally am deutschen Aktienmarkt. Der DAX büßte seine Tagesgewinne ein und schloss nahezu unverändert. Auf Wochensicht schaffte der deutsche Leitindex aber ein sattes Plus von 4,6 Prozent. Das ist die beste Wochenbilanz seit drei Monaten.
Gute Aussichten für Fortsetzung der Rally
"Die Bullen werden nicht müde", meint Marktbeobachter Robert Halver von der Baader Bank. Den Kursrücksetzer wegen der GameStop-Turbulenzen in der letzten Januar-Woche hätten nun viele Anleger als Kaufgelegenheit gesehen. „Nach dem fulminanten Jahresstart mit zwischenzeitlicher Konsolidierung sind die Zutaten für eine Fortsetzung der Börsen-Rally vorhanden“, glaubt Halver.
DAX 15.000?
Ähnlich sieht das Aktienstratege Robert Greil von der Privatbank Merck Finck. Die Hoffnung auf eine baldige konjunkturelle Erholung von der Corona-Krise, entschlossene Notenbanken mit ihrer ungebrochenen Liquiditätsschwemme und die Regierungen, die die Wirtschaft mit großzügigen Unterstützungsprogrammen am Laufen zu halten, seien drei Zutaten für steigende Kurse. "Alle drei Faktoren leuchten für die Aktienmärkte grün." Greil rechnet noch im ersten Halbjahr mit einem Sprung des DAX auf die nächste runde Marke von 15.000 Punkten.
Corona-Krise rückt in den Hintergrund
Die Corona-Pandemie hat momentan etwas an Schrecken verloren. Nun blicken Investoren gespannt auf das Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten am kommenden Mittwoch. Dann soll entschieden werden, ob der Lockdown über Mitte Februar hinaus verlängert wird oder ob es zu ersten behutsamen Lockerungen kommt.
Euro wieder über 1,20 Dollar
Die nicht ganz so gut wie erwartet ausgefallenen Jobdaten aus Amerika schwächten den Dollar. Der Euro eroberte die Marke von 1,20 Dollar zurück. Auch die Ölpreise zogen an. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee gewann ein Prozent auf 59,44 Dollar je Barrel (159 Liter). Zeitweise war es so teuer wie zuletzt vor rund einem Jahr. Beim Gold griffen Investoren ebenfalls wieder zu. Das gelbe Edelmetall verteuerte sich um 0,6 Prozent auf 1802 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Das sei aber nur ein kurzes Zwischenhoch, warnte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda.
Schwache Konjunkturdaten aus Deutschland
Enttäuschende Konjunkturdaten aus Deutschland konnten dem Euro nichts anhaben. Die deutsche Industrie hat Ende 2020 erstmals seit acht Monaten einen Auftragsrückgang hinnehmen müssen. Im Dezember sanken die Bestellungen mit 1,9 Prozent zum Vormonat stärker als erwartet. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von einem Prozent gerechnet. Im November hatte es noch ein Plus von revidiert 2,7 Prozent gegeben.
Post-Aktie empfohlen
Neben DAX-Spitzenreiter Bayer war die "Aktie Gelb" der Deutschen Post gefragt. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat das Kursziel für den Wert von 53 auf 58 Euro angehoben und die Aktie auf der "Conviction Buy List" belassen. Analyst Matija Gergolet geht von einem weiteren starken Jahr für die Papiere des Logistikers aus. Die anhaltende Stärke im E-Commerce-Geschäft sei langfristig der Treiber der Profitabilität.
RWE übertrifft eigene Prognose
Nahezu unverändert schlossen die Aktien von RWE. Der Energiekonzern hat im vergangenen Jahr besser abgeschnitten als erwartet. Das bereinigte Ergebnis liege voraussichtlich bei 3,2 Milliarden Euro und werde damit das obere Ende der eigenen Prognose von 2,7 bis 3,0 Milliarden Euro überschreiten, teilte der Konzern mit. Vor allem der Energiehandel habe sich gegen Jahresende deutlich besser als angenommen entwickelt.
Linde nimmt sich mehr vor
Die Aktien von Linde stiegen um rund 1,4 Prozent. Der Industriegasekonzern will nach einem deutlichen Gewinnanstieg 2020 im laufenden Jahr noch mehr verdienen. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie soll 2021 auf 9,10 bis 9,30 US-Dollar zulegen, kündigte das DAX-Unternehmen an. Im vergangenen Jahr hatte Linde einen bereinigten Gewinn je Aktie von 8,23 Dollar auf vergleichbarer Basis erwirtschaftet.
US-Tochter der Deutschen Telekom wächst kräftig
T-Mobile US hat gestärkt durch die Fusion mit dem Konkurrenten Sprint im vierten Quartal einen Umsatzsprung hingelegt. Die Erlöse kletterten um fast 71 Prozent auf 20,3 Milliarden Dollar, wie die Tochter der Deutschen Telekom mitteilte. Das Plus fiel größer aus als von Analysten erwartet. Das bereinigte Betriebsergebnis stieg um mehr als das Doppelte auf 6,75 Milliarden Dollar.
Merck arbeitet mit BioNTech zusammen
Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck und der Impfstoffhersteller BioNTech erweitern ihre Zusammenarbeit. Der DAX-Konzern will die Lieferung der von BioNTech dringend benötigten Lipide erheblich beschleunigen und die Liefermengen bis Jahresende steigern. Lipide kommen bei der Herstellung des Covid-19-Impfstoffes BNT162b2 zum Einsatz, den BioNTech zusammen mit seinem US-Partner Pfizer unter dem Namen Comirnaty vermarktet.
SMA Solar schafft die (Gewinn-)Wende
Der Solarkonzern SMA hat im vergangenen Jahr seinen Umsatz um 13 Prozent auf 1,03 Milliarde Euro gesteigert. Nach einem Verlust von rund 9 Millionen 2019 kehrte der Wechselrichter-Hersteller nun wieder in die Gewinnzone zurück. Unter dem Strich verdiente das SDAX-Unternehmen 28 Millionen Euro. Trotz der Corona-Pandemie habe das Unternehmen die Produktion aufrecht erhalten können und Umsatz und Gewinn steigern können, sagte Finanz-Chef Ulrich Hadding beim Kapitalmarkttag vor Analysten. 2021 will SMA weiter wachsen. Vor allem in Europa und Amerika sieht der Solarkonzern Potenzial.
Milliardenbelastung bei Talanx
Die Pandemie hat den Versicherer Talanx im abgelaufenen Jahr 1,5 Milliarden Euro gekostet. Obwohl im vierten Quartal noch einmal fast eine halbe Milliarde Euro an Schäden hinzukam, erfüllte das MDAX-Mitglied die eigenen Gewinnerwartungen: Der Nettogewinn ging 2020 um 27 Prozent auf 673 Millionen Euro zurück.
RTL holt mehr als eine Milliarde rein
Die Aktien von RTL waren mit einem Plus von acht Prozent der Star im SDAX. Die Senderkette will ihre Werbetochter SpotX für 1,17 Milliarden US-Dollar an das US-Ad-Tech-Unternehmen Magnite verkaufen. Die Summe solle mit 560 Millionen Dollar in bar sowie 14 Millionen Magnite-Aktien beglichen werden, teilte der Medienkonzern mit. Basis der Bewertung ist der Schlusskurs der Aktien vom vierten Februar. Der Verkauf muss noch von den Behörden genehmigt werden.
Metallo-Integration läuft bei Aurubis schneller
Die Aktien von Aurubis gingen auf Berg- und Talfahrt. Sie schlossen leicht im Plus. Der Kupferkonzern kommt bei der Integration des übernommenen belgisch-spanischen Metallrecyclers Metallo schneller voran als gedacht. Bereits im laufenden Geschäftsjahr 2020/21 soll nun das Sparziel von 15 Millionen Euro erreicht werden. Derweil profitieren die Hamburger von gestiegenen Raffinierlöhnen für Recyclingmaterialien, hohen Metallpreisen und der Erholung der Autoindustrie. Der Umsatz kletterte im ersten Geschäftsquartal um 28 Prozent auf knapp 3,5 Milliarden Euro. Das operative Vorsteuerergebnis erhöhte sich deutlich auf 82 Millionen Euro. Allerdings hatte vor einem Jahr auch ein Wartungsstillstand am Standort Hamburg viel Geld gekostet.
Telefonica bessert Angebot für 1&1 Drillisch nach
Im umkämpften Markt der deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber kommt Bewegung. Telefónica besserte am Abend seinem Wettbewerber 1&1 Drillisch das Roaming-Angebot vom Oktober 2020 zur vorübergehenden Nutzung seines Mobilfunk-Netzes nach. 1&1 Drillisch hat nun bis zum 19. Februar Zeit, über die Annahme zu entscheiden. In diesem Fall hätten 1&1 Drillisch und damit auch United Internet einen positiven Ergebniseffekt von rund 30 Millionen Euro zu verbuchen.
1&1 Drillisch hatte 2019 eigenes Mobilfunk-Spektrum für den neuen Standard 5G ersteigert, die Firma hat die Frequenzen im Gegensatz zur Konkurrenz bisher aber noch nicht genutzt. Bevor es mit dem teuren Bau eigener Mobilfunkmasten beginnt, will der Neueinsteiger Gewissheit darüber haben, dass er in einem Übergangszeitraum Zugang zu einem anderen Netz hat. Denn es würden sich wohl keine Kunden für 1&1 Drillisch entscheiden, sollten sie nur über die zunächst nur wenigen Drillisch-Antennen Empfang haben und im Großteil Deutschlands im Funkloch sitzen. Die Aktien von 1&1 Drillisch stiegen nachbörslich um über drei Prozent.
Neuer Chef bei Metro?
Bei der Suche nach einem neuen Chef scheint Metro einen passenden Kandidaten gefunden zu haben. Der Würth-Manager Steffen Greubel soll neuer Chef des Großhandelskonzerns werden. Die Spitze des Aufsichtsrats will dem Kontrollgremium die Bestellung Greubels zum Nachfolger des zurückgetretenen Vorstandschefs Olaf Koch empfehlen. Der Aufsichtsrat wird sich am Montag in einer außerordentlichen Sitzung mit der Personalie befassen.
Johnson & Johnson beantragt US-Zulassung von Impfstoff
Die Aktien von Johnson & Johnson (J&J) gewannen gut 1,5 Prozent. Der Pharma- und Konsumgüterkonzern beantragte bei der US-Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung für seinen Corona-Impfstoff, bei dem nur eine Dosis für den Immunschutz notwendig ist. In den Vereinigten Staaten sind bislang die Corona-Vakzine der Mainzer Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer sowie des US-Konzerns Moderna zugelassen. Der J&J-Impfstoff hat nach Angaben des Unternehmens eine durchschnittliche Wirksamkeit von 66 Prozent. Weniger wirksam ist der Impfstoff womöglich aber bei der südafrikanischen Variante des Coronavirus: Bei den klinischen Tests in Südafrika betrug die Wirksamkeit 57 Prozent.
Sanofi will mehr sparen
Der französische Pharmakonzern Sanofi will bis zum Jahr 2022 500 Millionen Euro mehr einsparen als Ende 2019 angekündigt. Dem damals verkündeten Sparkurs fallen knapp 1700 Arbeitsplätze in Europa zum Opfer. Der Konzern bestätigt zudem sein Ziel einer operativen Ergebnismarge von 30 Prozent im Jahr 2022. Sie soll sich drei Jahre darauf auf mehr als 32 Prozent verbessern. Im vergangenen Jahr lag sie bei 27,1 Prozent.
Schwache Kredite belasten BNP Paribas
Die französische Großbank BNP Paribas hat ihre Rückstellungen für faule Kredite zum Jahresende weiter aufgestockt. Zusammen mit den Belastungen durch die niedrigen Zinsen brockte dies dem Geldhaus im vierten Quartal einen Gewinnrückgang um 13,9 Prozent auf 1,59 Milliarden Euro ein. Die Vorsorge für faule Kredite stieg im Schlussquartal um zwei Drittel auf 1,59 Milliarden Euro. Die Erträge schrumpften um 4,5 Prozent auf 10,8 Milliarden.
Riesen-Hype um den Börsengang von Kuaishou
In Asien sorgte ein Börsengang der chinesischen Video-App Kuaishou in Hongkong für Aufsehen. Es gab einen enormen Ansturm auf die Aktien des Unternehmens. Zuletzt stand der Neuling um über 160 Prozent im Plus. Unmittelbar nach dem Handelsstart hatte sich der Kurs sogar fast verdreifacht.
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