
Streit mit Behörden Tesla produziert wieder - trotz Verbots
Stand: 12.05.2020 08:43 Uhr
Die Verhandlungen, wann und wie Tesla sein Werk in Kalifornien wieder hochfahren darf, dauerten Firmenchef Musk offenbar zu lange. Seit heute läuft die Produktion wieder - entgegen aller Corona-Verbote.
Von Marcus Schuler, ARD-Studio Los Angeles
Den Hubschraubern der lokalen Fernsehsender in San Francisco war der volle Firmenparkplatz von Tesla zuerst aufgefallen. Dann verließen auch Lkw, beladen mit neuen Elektroautos, das Firmengelände. Wenig später gab Firmenchef Elon Musk via Twitter bekannt, dass er selbst auch am Fließband stehe - und wenn jemand festgenommen würde, dann solle nur er es sein.
Konsequenzen - aber keine Eskalation
Laut kalifornischem Gesetz drohen dem Unternehmer nun eine Geldstrafe von 1000 US-Dollar pro Tag oder 90 Tage Haft. Der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, meinte, nun liege es am Gesundheitsamt im Bezirk Alameda, entsprechend zu reagieren. "Auch wir werden uns den Fall genauer ansehen."
Dass es zu einer Eskalation zwischen dem Bundesstaat und seinem einzigen nennenswerten Autohersteller kommt, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Das ließ am Abend bereits der Leiter der Gesundheitsbehörde von Alameda, Scott Haggerty, durchblicken. "Ich will natürlich nicht, dass jemand festgenommen wird", sagte Haggerty. "Aber Elon hat uns in eine Situation versetzt, wo wir nicht wegsehen können. Das wird sicherlich Konsequenzen haben."
Musk holt die Brechstange raus
In den vergangenen Tagen hatten Tesla und der Bezirk verhandelt, wie eine Öffnung des Werkes mit 10.000 Mitarbeitern in den kommenden Tagen ablaufen kann. Musk hatte diese Gespräche offenbar torpediert und holte heute die Brechstange heraus.
Am Abend war zu erfahren, dass der Autohersteller einen Plan vorgelegt hat, wie er seine Mitarbeiter in dem Werk schützen will. Unter anderem war da von täglichen Gesundheitschecks die Rede. Gesundheitsamtschef Haggerty gibt sich diplomatisch: "Ich finde es schade, dass er jetzt so reagiert hat. Ich finde das unglücklich."
Tagelange Drohungen
Zuvor hatte sich Musk schon tagelang wütend gezeigt. Erst am Wochenende drohte er dem kalifornischen Staat, den Firmensitz, also die Verwaltung, nach Texas oder Nevada zu verlagern. Von der Produktion in Fremont war freilich nicht die Rede.
Vermutlich wird der Autohersteller eine Geldstrafe für die verfrühte Aufnahme seiner Produktion zahlen müssen. Es sieht aber alles nach einer gütlichen Einigung aus. Sprich: Tesla wird auch morgen die Fließbänder nicht anhalten müssen.
Tesla widersetzt sich Behörden in Kalifornien
Marcus Schuler, ARD Los Angeles
12.05.2020 07:14 Uhr
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