
VW-Konzernchef Diess gibt Führung der Kernmarke ab
Stand: 17.12.2020 10:10 Uhr
Probleme in der Produktion, Empörung über ein Werbevideo - zuletzt stand VW-Konzernchef Diess unter massivem Druck. Jetzt gibt er einen Teil seiner Verantwortung ab: Ab Juli soll die Kernmarke einen neuen Chef bekommen.
VW-Konzernchef Herbert Diess gibt die Führung der Kernmarke Volkswagen zum 1. Juli an den bisherigen Co-Geschäftsführer Ralf Brandstätter ab. Das teilte der Aufsichtsrat des weltgrößten Autoherstellers nach einer Sondersitzung mit.
Herbert Diess gibt Chef-Posten der Kernmarke Volkswagen ab
tagesthemen 22:15 Uhr, 08.06.2020, Hilke Jannssen, NDR
Diess solle "mehr Freiraum für seine Aufgaben als Konzernchef" bekommen. Er war wegen Technikproblemen in die Kritik geraten. Diess habe im Konzernvorstand aber weiter die Gesamtverantwortung für den Bereich Volkswagen Pkw sowie die Markengruppe Volumen inne. Ziel sei "eine stärkere Fokussierung auf die jeweiligen Aufgaben an der Spitze von Konzern und Marke in der laufenden Transformationsphase der Automobilindustrie".
Brandstätter hatte schon wichtige Bereiche des Tagesgeschäfts bei der VW-Kernmarke gelenkt. Ab dem 1. Juli ist nun allein verantwortlich. Brandstätter habe "die Transformation an entscheidender Stelle mitgestaltet", sagte Diess.
Immer stärkerer Druck
Zuletzt hatten sich Technik- und Kommunikationsprobleme gehäuft. Der Druck auf Diess, der im Sommer 2015 von BMW zu VW gekommen war, nahm in den vergangenen Wochen zu. Vor allem aus der Belegschaft und aus dem mächtigen Betriebsrat war zu hören, er müsse die anhaltenden Schwierigkeiten in der Produktion des Golf 8 und beim neuen E-Auto ID.3 zur Chefsache machen und mehr Präsenz in der Fertigung zeigen.
Hinzu kam Kritik gegenüber dem ganzen Management wegen eines rassistischen Golf-Werbevideos. Die einflussreichen Vertrauensleute der IG Metall erklärten, Mitarbeiter zeigten sich "massiv besorgt" wegen des Bildes, das VW abgebe. Zunächst hatte es Spekulationen gegeben, dass Porsche-Chef Oliver Blume als neuer Leiter der Kernmarke nach Wolfsburg wechseln und seinerseits vom bisherigen Skoda-Chef Bernhard Maier abgelöst werden könnte. Nun lief es jedoch auf den in Wolfsburg sehr erfahrenen Brandstätter hinaus.
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