
WhatsApp gehackt Die Spur führt nach Israel
Stand: 14.05.2019 13:49 Uhr
Die Software, die für den Cyber-Angriff auf WhatsApp benutzt wurde, stammt wohl von der israelischen NSO Group. Mit ihr sollen bereits Journalisten oder Menschenrechtsaktivisten ausgespäht worden sein.
Von Benjamin Hammer, ARD-Studio Tel Aviv
Häufig sollen die Opfer gar nicht gemerkt haben, dass ihre Smartphones gehackt wurden. Angeblich reichte ein Anruf über WhatsApp, ohne dass die Nutzer diesen entgegennahmen. Der Anruf erschien noch nicht einmal im Display.
Mit der so installierten Schadsoftware konnten die Angreifer viele Funktionen der Mobiltelefone auslesen und kontrollieren. Nach einem Bericht der "Financial Times" wird das israelische Unternehmen NSO Group verdächtigt, hinter dem Cyber-Angriff zu stehen.
Israels Milliardenindustrie
Israel ist weltweit führend, wenn es um Cyber-Abwehr geht - und Cyber-Angriffe. Es geht um eine Milliardenindustrie. Die Firmengründer haben häufig für die Cybereinheit 8200 der israelischen Armee gearbeitet; eine Eliteeinheit, über deren Aktivitäten es nur wenige öffentliche Informationen gibt.
Startups, die Kunden vor Angriffen schützen wollen, sind gesprächiger als jene Unternehmen, die in die Offensive gehen. Ein Unternehmen im Bereich der Cyber-Abwehr heißt Argus. Das israelische Unternehmen hat eine Firewall für Autos entwickelt. Damit soll verhindert werden, dass Autos aus der Ferne gehackt werden und zum Beispiel die Bremsen manipuliert werden.
Umstrittene Kunden der NSO Group
Das Unternehmen NSO Group, das hinter dem WhatsApp-Hack stehen soll, gewährt weniger Einblicke. Man entwickele Technologien, die Geheimdienste und die Polizei in die Lage versetzten, Terrorismus und Verbrechen aufzudecken, heißt es auf der Website des Unternehmens.
Das Unternehmen betont, dass man nur mit befugten Regierungen zusammenarbeite. Kritiker bemängeln hingegen, dass mit der Software der NSO Group auch kritische Journalisten oder Menschenrechtsaktivisten ausgespäht werden.
Nach der Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi gab es Spekulationen, dass dieser mithilfe eines Programms des israelischen Unternehmens lokalisiert wurde. Laut einem Bericht der "Washington Post" untersuchte die NSO Group den Vorfall und fand keine Belege. Dennoch habe sich das Unternehmen entschieden, keine neuen Aufträge aus Saudi-Arabien anzunehmen.